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Nicht Jammern, Handeln!

  • Autorenbild: Jan Honegger
    Jan Honegger
  • 24. Jan. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

"Die Pflege jammert viel und ständig". Diesen Satz höre ich immer mehr. Vorher hauptsächlich sogar aus den eigenen Reihen. Seit unser Berufsbild aber auch durch die Pflegeinitiative und Corona in den Medien ist, höre und lese ich davon noch mehr. Auch aus der Bevölkerung. Und ich stimme dem zu, nehme mich selbst dabei aber auch nicht raus. Auch ich erwische mich hin und wieder selbst, dass ich mich über gewisse Dinge beschwere. Zum Teil auch über Dinge, für die ich selbst verantwortlich bin. Und da wir hier sehr oft auch völlig zurecht von der Politik handlungsbedarf fordern, möchte ich einmal auf die Punkte eingehen, für die wir selbst verantwortlich sind.


In vielen Betrieben höre ich, dass Dienste vor offiziellem Arbeitsbeginn gestartet werden, weil man sonst nicht durch den Tag kommt. Wenn man freiwillig früher beginnt, kann man diese Zeit nicht aufschreiben. Aber natürlich möchte man nicht hetzen oder bei Feierabend nicht noch viele Überstunden leisten. Aber durch dieses Verhalten schaden wir uns selbst. Denn es funktioniert ja. Wir kommen durch den Tag, es gibt weniger Überstunden und arbeiten gratis. Für die Arbeitgeber gibts nichts lukrativeres. Und geht man einmal 5 Minuten früher, muss man diese Zeit aufschreiben, auch wenn die Umkleidezeit laut Arbeitsgesetz ebenfalls zur Arbeitszeit gehört.


Dann das ständige einspringen. Ich musste mir auch schon anhören: "Du kannst doch das Team nicht im stich lassen!". Das hat absolut nichts damit zu tun. Wenn wir offiziell laut Arbeitsplan am arbeiten sind, dann unterstützen wir uns doch sicherlich alle jederzeit so gut wir können. Dienste tauschen wenn es für beide stimmt, ist sicherlich auch kein Problem. Aber solange wir immer noch mehr arbeiten, als eigentlich geplant war und dazu vielleicht noch ständig erreichbar sind wenn wir frei haben, schaden wir uns selbst! Das hilft auch nicht dem Team, weil irgendwann wir dann ausfallen aufgrund zu wenig Ruhezeit. Das endet dann in einem Teufelskreis, indem sich viele Teams bereits befinden aufgrund regelmässiger Krankheitsausfällen.


Ausserdem sind wir überhaupt nicht verpflichtet ein Telefon vom Betrieb während dem Frei anzunehmen. Kurzfristige Dienständerungen sind immer mit den Arbeitnehmern abzusprechen und müssen durch die Arbeitnehmer bewilligt werden. Laut Arbeitsgesetz müssen Arbeitnehmer mindestens 2 Wochen im Vorfeld wissen, wie sie arbeiten müssen. Es gibt viele Betriebe welche aus Prinzip sagen, dass die Teams solche Ausfälle abdecken und sich selbst organisieren müssen. Dabei gibt es sehr viele Möglichkeiten externes Springerpersonal holen zu lassen und/oder auch intern einen Springerpool zu organisieren. Nur sind externe Springer von Adecco, Joker etc. für die Betriebe oft zu teuer. Das ist jedoch nicht unser Problem.


Es gibt noch mehr solche Beispiele im Alltag. Und es gibt natürlich immer Ausnahmen, wie unvorhergesehene Katastrophen, Notfälle etc. Aber chronischer Personalmangel und regelmässige Krankheitsausfälle gehören da nicht dazu! Und ganz egal ob ihr Hoch- oder Niedrigprozentig angestellt seid: Ihr habt eure Gründe für euer Pensum! Dies müsst ihr weder rechtfertigen noch regelmässig zu Gunste der Arbeitgeber anpassen. So wie wir unsere Pflichten haben, haben wir auch unsere Rechte. Und wir müssen endlich als Team dafür einstehen! Wir können nicht warten und hoffen, dass uns jemand rettet. Und je mehr sich von uns bei einer Gewerkschaft oder beim Berufsverband anmelden, desto stärker sind wir.


Ich habe die Schnauze voll vom jammern. Dieses Verhalten überträgt sich auf viele andere Teammitglieder und zieht die ganze Stimmung noch mehr nach unten. Vom jammern alleine hat sich noch nie etwas geändert. Ausserdem erhalten wir dieses kaputte Gesundheitssystem mit diesem Verhalten am Leben. Es ist allerhöchste Zeit selbst aktiv zu werden. Und vorallem sich selbst zu respektieren! Wir haben auch unseren Stolz und Respekt verdient. Wir sind nicht abhängig vom Gesundheitswesen, sondern das Gesundheitswesen ist abhängig von uns. Und wenn sich die nächsten Monate nichts ändert, bin ich und sicherlich noch einige mehr die nächsten welche dem Pflegeberuf den Rücken kehren.

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