Offener Brief an das Bundesamt für Gesundheit (BAG)
- Jan Honegger
- 31. Okt. 2020
- 2 Min. Lesezeit
Sehr geehrtes Bundesamt für Gesundheit (BAG)
In Ihrem veröffentlichten Dokument «COVID-19: Informationen und Empfehlungen für sozialmedizinische Institutionen wie Alters- und Pflegeheime», fordern Sie das Pflegepersonal indirekt damit auf, bei akutem, weitverbreitetem Personalmangel, auch wenn man in Kontakt mit einer an Covid-19 positiv getesteten Person gekommen ist, arbeiten zu gehen. Zu Hause muss jedoch strikte die Quarantäne weiter befolgt werden.
Ist das wirklich Euer verdammter ernst? Haben Sie noch nicht mitbekommen, dass schon seit Jahren ein massiver Personalmangel herrscht? Wissen Sie was das bedeutet? Dieser oben genannte Fall wird momentan in fast jeder Institution genau so gehandhabt! Und das wiederrum heisst, dass wir als möglicher Überträger direkt zu der grössten Risikogruppe ans Bett müssen. Zu Hause dürfen wir uns dann wieder in unserem Zimmer einschliessen, um unsere gesunden Familienmitglieder, Freunde etc. abzuschirmen und zu schützen. Ist das nicht total paradox? Und glauben Sie wirklich, wir Pflegekräfte haben Interesse unsere Patienten, Klienten, Bewohner in Gefahr zu bringen? Wir müssen dann mit diesem Gewissen leben, wenn durch uns jemand vielleicht sogar durch Covid-19 stirbt! Denn wissen Sie was? Es gibt zu wenig oder falsches Schutzmaterial für uns. Deshalb ist es unmöglich so zu arbeiten, dass sich das Virus nicht uneingeschränkt in den Institutionen verbreitet.
Wir Pflegekräfte machen unseren Beruf gerne. Aber nicht mehr unter solchen Voraussetzungen. Die Zeit der Selbstaufopferung für andere ist vorbei. Pflege ist ein Beruf, kein Dienst Gottes. Wir müssen besser geschützt werden. Wir benötigen mehr Personal. Wir benötigen mehr Zeit. Wir wollen einen besseren Lohn. Das sind unter anderem auch die Anliegen der Pflegeinitiative. Ein solches Szenario wie heute, hätte verhindert werden können wenn man bereits vor Jahren auf uns gehört hätte. Tat man aber nicht. Und das ist nun das Ergebnis davon. Die Protestwoche zeigt jedoch, dass ein umdenken stattfindet. Die Pflege ist nicht mehr bereit Kompromisse einzugehen. Wir werden für unsere Rechte einstehen, mehr als zuvor! Und wenn sich nicht bald etwas an den Arbeitsbedingungen ändert, wird dies fatale Folgen für die gesamte Bevölkerung haben. Daran ist hauptsächlich die Politik schuld. Aber jede Partei die dieses Spiel mitspielt, trägt ebenfalls Schuld daran.
Freundliche Grüsse
Jan Honegger


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