Aufarbeitung der Diffamierung und Diskriminierung von Ungeimpften während der COVID-19-Pandemie
- Jan Honegger
- 9. Apr. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Das Thema, über das ich sprechen möchte, könnte kontrovers sein, aber ich halte es für wichtig, darüber zu diskutieren. Es geht um die Art und Weise, wie ungeimpfte Personen während der Covid-Pandemie diffamiert, ausgeschlossen und diskriminiert wurden. In einer Demokratie wie der unseren sollten wir in der Lage sein, offen über solche Themen zu sprechen und die Meinungsfreiheit zu respektieren. Es ist wichtig zu betonen, dass ich kein grundsätzlicher Impfgegner bin. Ich unterstütze Impfungen gegen Krankheiten wie Masern, Mumps, Röteln, Hepatitis usw. welche seit Jahrzehnten existieren, gründlich erforscht wurden und sich als wirksam erwiesen haben. Ebenso distanziere ich mich von Verschwörungstheorien oder abwegigen Ansichten zur Corona-Pandemie. Meine Argumentation basiert ausschließlich auf Zahlen und Fakten, die ich aus vertrauenswürdigen Quellen wie den Bundesämtern für Gesundheit & Statistik beziehe und sorgfältig analysiere, um Missverständnisse zu vermeiden.
Am Anfang der Pandemie waren wir alle ziemlich überfordert. Vieles war neu für uns, und wir versuchten, den Schaden möglichst gering zu halten. Auch ich persönlich wurde dreimal positiv getestet. Beim ersten Mal hatte ich starke Grippesymptome und danach litt ich unter Long-Covid-Symptomen wie monatelangem Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn. Die Arbeitstage im Gesundheitswesen, insbesondere in der Pflege, waren ebenfalls traumatisch. In Alters- und Pflegeheimen gab es viele Todesfälle und manche Menschen starben allein, weil ihre Angehörigen nicht bei ihnen sein konnten. In den Krankenhäusern waren die Intensivstationen am Limit. Es gab zwar genug Betten, aber es fehlte an Personal – ein Ergebnis des Pflegenotstands der letzten 30 Jahre, also keine Überraschung. Es mangelte auch zeitweise an Schutzausrüstung für das Pflegepersonal, um sich vor Ansteckungen zu schützen, da nicht genügend Material vorhanden war. Manchmal mussten wir sogar mit Spitalnachthemden in isolierte Zimmer gehen. Ja, das Coronavirus existiert und ist ein unberechenbares sowie tödliches Virus. Dies werde ich niemals bestreiten. Die Frage ist aber, für wen?
Dann begannen die Tests. Ich persönlich hielt dies für die effizienteste und beste Methode, um eine Infektion zu bestätigen und ihre Verbreitung einzudämmen. Kurz darauf kam der Impfstoff auf den Markt. Um es gleich klarzustellen: Ich bin ungeimpft. Es gab Momente, in denen ich kurz davor war, mich impfen zu lassen. Doch da ich bereits vorher positiv getestet worden war, hatte ich glücklicherweise etwas Zeit zum Nachdenken, weil man sich kurz nach einer Infektion noch nicht impfen lassen durfte. Da ich die erste Covid-Infektion wie eine normale Grippe überstanden habe und über ein robustes Immunsystem verfüge, auf das ich vertraue, habe ich mich zunächst gegen eine Impfung entschieden. Als junger und gesunder Mann hielt ich es nicht für erforderlich.
Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen und meinen gesunden Menschenverstand zu nutzen. Ich analysierte die Todesfallstatistik und verglich sie mit den Jahren vor der Corona-Pandemie. Die Zahlen waren alarmierend. Es gab 10.000 Todesfälle mehr als in den Jahren zuvor. Von diesen 10.000 Personen waren etwa 6.500 über 80 Jahre alt und knapp 1.500 im Alter von 65-79 Jahren. Bei den Menschen unter 64 Jahren blieben die Todesfälle sogar auf dem gleichen Niveau wie 2018.
Für mich bedeutete das, dass vor allem die Risikogruppen vor schweren Verläufen der Infektion geschützt werden sollten.
Außerdem kam hinzu, dass in einigen Krankenhäusern auch verstorbene Personen als Covid-Tote gezählt wurden, nur weil sie zum Zeitpunkt ihres Todes positiv getestet worden waren, obwohl ihre Todesursache eine andere war. Leider ist es heute nicht bekannt, wie stark sich dies auf die Anzahl der Covid-Todesfälle ausgewirkt hat.
Der Druck, sich impfen zu lassen, nahm jedoch stetig zu. Mit der Einführung der Zertifikatspflicht wurde es für Ungeimpfte immer schwieriger, sich frei zu bewegen. Man musste entweder regelmäßig einen hohen Betrag für ein Zertifikat bezahlen, welches nur 48 bis 72 Stunden gültig war, oder man liess sich impfen. Zuvor hatte der Bund diese Kosten übernommen, aber nach einer Weile nicht mehr. Ohne das Zertifikat wurde einem der Zugang zu vielen Orten verwehrt, wie Restaurants und teilweise sogar Hochschulen.
Das stellte für viele Studierende, die kaum die finanziellen Mittel hatten, um sich regelmäßig testen zu lassen, eine echte Herausforderung dar. Sie mussten sich entweder impfen lassen oder ihr Studium abbrechen. Schließlich wurde auch die 2-G-Regel eingeführt, wonach nur noch Geimpfte oder Genesene öffentliche Orte besuchen durften.
Als Ungeimpfte mussten wir uns mit vielen Vorwürfen auseinandersetzen. Man beschuldigte uns, unverantwortlich zu sein und die Gesundheit anderer zu gefährden. Wir wurden als egoistisch und dumm dargestellt. Einige von uns wurden aus Veranstaltungen ausgeladen, und manche wurden sogar von ihren Familien ausgegrenzt und verstoßen. Ich erlebte dies zum Glück nicht. Die Spaltung, die daraufhin entstand, war für mich in einem solchen Ausmaß bisher unbekannt und hoffentlich werde ich sie auch nie wieder erleben müssen.
Wie bereits erwähnt, waren vor allem die Risikogruppen besonders gefährdet. Die Impfung wurde als das ultimative Mittel angepriesen, um die Pandemie zu stoppen. Doch zu dem Zeitpunkt war nicht klar, ob die Impfung die Übertragung des Virus verhindern konnte. Es gab Unsicherheiten darüber, ob Geimpfte andere Personen anstecken konnten.
Daher war ich skeptisch, warum so stark auf Impfung und Zertifikatspflicht für alle gedrängt wurde. Ich erkannte damals schon, dass die Impfung die Risikogruppen vor schweren Verläufen schützen konnte. Doch vor Ansteckung und Weiterverbreitung war niemand sicher. Heute ist es tatsächlich so, dass das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Covid-19-Impfung nur noch der Risikogruppe empfiehlt.
Heute bin ich wirklich stolz darauf, dass ich dem Druck standgehalten habe. Ich kenne auch viele Geimpfte, die jetzt ähnliche Bedenken haben und öffentlich äußern, dass sie sich nicht noch einmal impfen lassen würden. Die Ursachen dafür variieren: Einige haben es lediglich aufgrund von Druck getan, den sie verspürten. Andere wiederum, obwohl sie geimpft waren, hatten trotzdem starke Symptome und erkrankten mehrmals an Covid.
Ich mache jedoch niemandem Vorwürfe. Wie gesagt, es war eine vollkommen ungewöhnliche Situation, mit der keiner von uns zuvor konfrontiert war. Was ich mir jedoch wünsche, ist eine umfassende Auseinandersetzung und Aufarbeitung seitens der Politik und der Medien. Nach wie vor fühlen sich Menschen sehr vernachlässigt und viele Pflegekräfte leiden immer noch unter den traumatischen Erfahrungen, die sie während der Pandemie am Arbeitsplatz gemacht haben.
Ich möchte nicht behaupten, dass ich hier die endgültige und einzige richtige Antwort auf alles habe. Dies ist einfach meine persönliche Meinung zu diesem Thema. Ich weiß, dass viele Menschen ähnlich denken wie ich, sich jedoch oft nicht trauen, ihre Meinung zu äußern, da sie Angst haben diffamiert zu werden. Nicht nur die damaligen Entscheidungen des Bundes sind dafür verantwortlich, sondern auch die extremen Ansichten der Gegenseite trugen dazu bei.

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