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Ich habe mich bei EXIT angemeldet!

  • Autorenbild: Jan Honegger
    Jan Honegger
  • 27. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Ich bin EXIT-Mitglied. Und das aus Überzeugung.


Heute spreche ich über ein Thema, das viele lieber vermeiden: den Tod. Genauer gesagt: das Sterben. Ein Tabu, obwohl es uns alle betrifft. Deshalb vorweg eine klare Triggerwarnung – wer mit diesem Thema gerade nicht umgehen kann oder will, sollte hier besser aussteigen. Es geht aber hauptsächlich um das Thema Patientenverfügung und Sterbehilfe.


Ich bin 32 Jahre alt, gesund, selbstständig, mitten im Leben. Und trotzdem habe ich mich bei EXIT angemeldet – der grössten Sterbehilfeorganisation der Schweiz. 45 Franken im Jahr kostet mich das und nein, dies ist keine Werbepartnerschaft. Ich schreibe diesen Text, weil ich von der Organisation überzeugt bin.


Das Thema ist sehr persönlich und individuell. Ich teile hier meinen Umgang damit – und es ist völlig legitim, wenn andere einen anderen Weg wählen. Wichtig ist vor allem, dass wir darüber sprechen und unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche klar kommunizieren.


Angemeldet habe ich mich nicht, weil ich aktuell gehen will, sondern weil ich weiss, wie grausam, entwürdigend und einsam das Sterben in unserer Gesellschaft oft aussieht. Ich habe es über 15 Jahre in der Langzeitpflege mit eigenen Augen gesehen.


Ich habe Menschen gepflegt, die nicht mehr lebten, sondern nur noch funktionierten. Menschen, deren Körper sie längst im Stich gelassen hatten, deren Blick leer war, deren Alltag aus Medikamenten und völliger Abhängigkeit von Dritten bestand. Das ist keine Lebensqualität – das ist ein biologisches Weiterexistieren ohne Sinn. Und ich wette, niemand von uns will so enden: gefangen im eigenen Körper, ohne Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit.


Ich will damit niemandem Angst machen. In der Langzeitpflege gibt es viele berührende, schöne und würdevolle Lebensabende. Wer selbst möchte und ein unterstützendes Umfeld hat, kann auch mit mehreren Erkrankungen noch viel Lebensqualität erleben. Das ist möglich – und das sehe ich genauso oft wie die schwierigen Fälle. Aber ich will nichts beschönigen. Es gibt eben auch die andere Seite. Und die muss man genauso transparent, offen und ehrlich benennen.


Darum ist Vorsorge entscheidend. Wer nicht will, dass am Ende andere für ihn entscheiden – Ärzte, Angehörige, Institutionen –, muss heute Klartext sprechen. EXIT bietet dafür konkrete Werkzeuge: eine einfach verständliche Patientenverfügung, die man online ausfüllen und bei Bedarf jederzeit anpassen kann. Sie wird geprüft, rechtskonform gespeichert und ist im Notfall digital abrufbar – für EXIT, deine Vertrauenspersonen und medizinisches Fachpersonal.


Diese Verfügung tritt in Kraft, wenn du selbst nicht mehr entscheiden kannst. Sie klärt, ob du künstlich ernährt werden willst, ob Wiederbelebungsmassnahmen gewünscht sind oder ob du lieber in Ruhe gehen möchtest. Keine Grauzonen. Keine Spekulationen für Angehörige. Nur dein Wille zählt. Pflegebedürftig kann man in jedem Alter werden – nicht nur durch schwere Erkrankungen, sondern auch ganz plötzlich durch einen Unfall.


Und was ist mit dem begleiteten Suizid?


Auch das ist in der Schweiz legal – wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind: Du musst urteilsfähig sein, deinen Wunsch frei und dauerhaft äussern können und darfst keine akute psychiatrische Krise haben, die dein Urteilsvermögen beeinträchtigt. EXIT begleitet solche Menschen – mit Würde, medizinischer Unterstützung und vor allem mit Respekt für ihren freien Entscheid.


Begleiteter Suizid bedeutet nicht, dass man Menschen zum Sterben drängt. Es bedeutet, dass man sie nicht zwingt, gegen ihren Willen weiterzuleben. Es geht nicht um Sterben um jeden Preis, sondern um Selbstbestimmung – gerade dann, wenn das Leben zur Qual geworden ist. EXIT prüft sorgfältig, ob alle Voraussetzungen erfüllt sind, ob keine Fremdeinwirkung vorliegt und ob der Entscheid wirklich durchdacht ist – nicht impulsiv, sondern reflektiert.


Fazit:


Sterben ist keine Niederlage. Es ist Teil des Lebens. Und genau deshalb sollten wir es nicht verdrängen, sondern selbstbestimmt gestalten. EXIT eine Organisation, die Menschen dabei unterstützt, ihren letzten Weg bewusst zu wählen – wenn es so weit ist.


Ich bin Mitglied, weil ich weiss, wie schnell sich alles ändern kann. Und weil ich will, dass mein letzter Wille zählt – nicht irgendwann, sondern ab heute.

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