Neid & Missgunst in der Pflege
- Jan Honegger
- 12. Dez. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Folgendes Phänomen habe ich selbst schon an verschiedenen Arbeitsplätzen erlebt – sei es bei mir selbst oder bei Kolleginnen und Kollegen. Außerdem höre und lese ich immer wieder davon, wenn ich mit Pflegenden aus der ganzen Schweiz spreche. Es zeigt sich, dass wir uns die Arbeit manchmal gegenseitig unnötig erschweren, obwohl wir eigentlich genug Herausforderungen haben, die wir gemeinsam bewältigen müssten.
Es geht um Aussagen wie: "Na, auch mal wieder da?" nach einem längeren Frei. Oder: "Schon wieder vier Tage frei? Womit hast du das verdient?" Und: "Die hat doch immer montags frei!" oder "Der macht nie Spätdienste."
Warum fällt es so schwer, anderen solche Dinge einfach zu gönnen? Wäre es nicht viel schöner, sich für die anderen zu freuen? Das schafft nicht nur ein besseres Miteinander, sondern tut auch einem selbst gut – und die positive Stimmung überträgt sich auf alle.
Die Ursache liegt oft bei einem selbst. Viele dieser Themen sind nämlich Verhandlungssache. Beim Bewerbungsgespräch legt man zum Beispiel das Arbeitspensum fest. Wer 80 % arbeitet, hat vielleicht öfter vier Tage am Stück frei, verzichtet dafür aber auch auf 20 % des Lohns. Regelmässige Wünsche zu Schichten oder freien Tagen sind ebenfalls eine Frage der Absprache und Kommunikation mit der Vorgesetzten.
Wichtig ist, seinen eigenen Wert zu erkennen und sich dafür einzusetzen. Es ist immer ein Geben und Nehmen: Man kann nicht nur fordern, sondern sollte auch qualitativ gute Arbeit leisten. Gleichzeitig ist es entscheidend, für die eigenen Bedürfnisse einzustehen. Niemand wird kommen, um uns zu „retten“ – wir sind selbst dafür verantwortlich. Wenn du mit deiner Situation unzufrieden bist, liegt die Lösung nicht darin, deine Kollegin verantwortlich zu machen, sondern bei dir selbst. Du musst aktiv etwas ändern.



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