Unzufriedene Lernende?
- Jan Honegger
- 8. März 2023
- 2 Min. Lesezeit
Unmotivierte & unzuverlässige Auszubildende in der Pflege?
Die Lehre als Fachfrau/Mann Gesundheit ist in der Schweiz immer noch eine der beliebtesten Ausbildungen bei den Jungen. Doch immer mehr hört man, dass diese Generation faul sei, keinen Anstand habe und sie nicht motiviert seien. Stimmt das? Und wenn ja, was sind denn die Ursachen dafür?
Die heutige Zeit ist extrem hektisch. Man muss viel mehr, in viel kürzerer Zeit können und machen. Außerdem findet durch die Möglichkeit der digitalen Welt und der "jederzeit erreichbar sein" Mentalität, bereits früh sehr viel Reizüberflutung statt. Kaum ist man auf der Welt, beginnt das Lernen und gerade in der wichtigsten Phase, in der Pubertät, in der man sich selbst noch finden will, muss man sich bereits für seine Zukunft entscheiden.
Mich überrascht nicht, dass die jungen Leute deshalb bereits früh nicht mehr mögen und aus dem System ausbrechen wollen. Es wird ununterbrochen nach Leistung gefordert. Deshalb ist das kein Pflege exklusives, sondern in jeglichen Berufsgruppen ein Thema.
Was bedeutet dies nun für uns in der Pflege?
Wir haben in unserer Berufsgruppe leider große Probleme mit Neid, Missgunst, Lästereien, falschem Stolz und Mobbing. Das muss man klar und deutlich einmal ansprechen. Und das bekommen die Lernenden mit. Erleben und spüren es womöglich an der eigenen Haut. Dazu kommt, dass der Pflegeberuf an sich bereits sehr Anspruchsvoll und fordernd ist. Wenn man sich dann mit 15 Jahren für diesen Beruf entscheidet, ist das extrem früh.
Um zu verhindern, dass Lernende ausbrennen, unzuverlässig oder unmotiviert sind, gilt es für das ganze Team empathisch zu sein und die Augen offenzuhalten. Wenn man die Probleme der Lernenden spürt, sie anspricht und gemeinsam Lösungen sucht, kann man womöglich schlimmeres abfedern. Natürlich benötigt es genau so eine sehr intensive Einführungszeit und Begleitung zu Beginn der Ausbildung. Und Lernende sollten kein Ersatz für fehlendes Personal sein oder zu 100% wie Fachpersonal eingesetzt und geplant werden. Deshalb benötigt die Begleitung von Lernenden auch intensiv viel Zeit und Geduld. Diese Rahmenbedingungen sind leider nicht immer gegeben.
Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir in unserem sozialen Beruf, gegenseitig Rücksicht nehmen, uns selbst Wertschätzen und einander mit Respekt begegnen. Wir dürfen auch einmal selbstkritisch sein, neues von den Lernenden annehmen und gegenseitiges Feedback geben (sowohl positives, wie auch negatives). Wenn man ein positives Arbeitsumfeld schaffen kann, dann bekommt man Fleißige, Motivierende, zuverlässige und Zufriedene Auszubildende zurück, welche auch in diesem Beruf bleiben wollen.
Auszubildende sind vollwertige Teammitglieder und unsere Zukunft!


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